Just in dem Moment als ich dachte, ich müsste mich jetzt aber endlich mal ernsthaft um meinen Blog kümmern, erfuhr ich von Eva Peters Blogparade „Kreativität im Business“. Super! Ich liebe Themen und Terminvorgaben. Danke, Eva.
Seit einem Jahr biete ich nun mit Digitales für Kreative Webdesign und Online Marketing für kreativ tätige Menschen an. Bildende Künstler, Kreativprojekte und Malschulen sind meine primäre Zielgruppe. Außerdem habe ich jüngst eine einjährige Weiterbildung zur Kreativitätstrainerin im APAKT Institut Hamburg absolviert. Kreativität, das ist doch mein Kerngebiet! Wie kommt es, dass ich das Beitragsthema nun schon seit zwei Wochen vor mir her bewege, ohne einen Zugang zu finden? Bin ich da wohl wieder in die Perfektionsfalle getappst?
Erstmal tief durchatmen.
Einfach anfangen
Ein probates Mittel zur Überwindung von Schreibblockaden ist – so weiß ich – einfach drauf loszuschreiben. Einfach anfangen. Ohne viel nachzudenken. Es fließen lassen. Frei assoziieren. Gedanken und Standpunkte beim Schreiben entwickeln und nicht durch langes Grübeln vorher zurecht legen. Nicht gleich von Anfang an um die treffende Formulierung ringen oder sich den Kopf zermartern. Einfach in die Tasten hauen.
So schafft man sich ein gutes Ausgangsmaterial. Darauf lässt sich aufbauen. Den ersten Wurf sichten, neuordnen, verdichten, verfeinern. Platz für neue Gedanken schaffen.
Gesagt, getan. Bis hierhin funktioniert es ja schon ganz gut. Super Trick.
Selbstfürsorge ist gut für die Kreativität
Vielleicht liegt es aber auch daran, dass ich heute so schön ausgeschlafen bin und beim Sport und in der Sauna war – also einiges für die Fitness und das Wohlbefinden getan habe. Wer ausgeruht und entspannt ist, dem kommt schneller mal eine gute Idee.
Ich bin mir jedenfalls sicher, dass die Ausgeruhtheit die gelassene „Ich-fang-einfach-mal-an-zu-schreiben-mal-gucken-was-dabei-rauskommt-Haltung“ begünstigt hat.
Kreativität trifft auf Business
Früher dachte ich immer, Business und Kreativität sind unterschiedliche Disziplinen. Ein Entweder-Oder‘. Hier der Managerposten, dort die Malerei.
Meine linke Gehirnhälfte (die, die für das logisch-analytische Denken zuständig ist) hatte ich besonders gut trainiert: Mathe und Physik Leistungskurs, BWL-Studium, 25 Jahre Angestellte als IT Fach-und Führungskraft. Allzeit zielorientiert und effizient.
Die rechte Gehirnhälfte hingegen wurde weniger gut genährt. Mit der Malerei habe ich z.B. erst mit Ende Dreißig begonnen und alle spielerischen, impulsiven Facetten an mir, versuchte ich eher zu unterdrücken als auszuleben.
Trotzdem habe ich, so wird mir im Rückblick klar, schon immer auch im beruflichen Kontext viele Entscheidungen rechtslastig, also intuitiv getroffen. Sehr häufig haben mir die Wahrnehmung von Stimmungen, das Gespür für Menschen, Beziehungen und Situationen den richtigen Weg aufgezeigt.
Kreativität in der Selbstständigkeit
Dadurch, dass bei mir sowohl das analytische Denkvermögen als auch die kreative, intuitive Seite stark ausgeprägt sind, bin ich in der Lage kreative Ideen effizient in die Umsetzung zu bringen und dabei planvoll und systematisch vorzugehen.
Das war insbesondere in der Gründungsphase von unschätzbaren Wert. Zu gründen heißt immer, Neuland zu betreten, wo weder Routinen noch Handbücher weiterhelfen und es gut ist, wenn neben fachlichen Kompetenzen eine gute Portion kreative Energie vorhanden ist.
Auch im Kundengeschäft hilft es, beide Gehirnhälften gut geölt zum Einsatz zu bringen.
Bei der Analyse der Kundenanforderung sowie der technischen Umsetzung der Website schnurrt die linke Hirnhälfte. Wenn es jedoch um das passende, möglichst individuelle Design oder das Hineinversetzen in den Kunden (Perspektivwechsel) geht, dann sind intuitive, kreative Fähigkeiten (rechte Hirnhälfte) gefragt.
Kreativität lässt sich trainieren
Wie eingangs erwähnt, habe ich eine einjährige Weiterbildung Kreativitätstraining besucht. Meine Kernerkenntnis aus dem Jahr ist, dass Kreativität als eine offene, neugierige Wahrnehmungshaltung verstanden werden kann, die sich durch ein kontinuierliches Achtsamkeitstraining der Sinne trainiert lässt.
Ja, Kreativität lässt sich trainieren wie ein Muskel.
Wie sieht mein persönliches Kreativitätstraining aus? Ich habe angefangen zu meditieren. Meditation ist Achtsamkeitstraining in reinster Form. Außerdem gönne ich mir immer wieder bewusste Aus-und Ruhezeiten, damit es Zeit und Raum für neue Ideen gibt. Permanente Betriebsamkeit ohne Innehalten sind keine guten Rahmenbedingungen für kreative Prozesse.
Ansonsten gehe ich möglichst oft mit allen Wahrnehmungskanälen auf Empfang gestellt durch den Alltag. Sieht diese nasse Bierträgerpappe auf dem Asphalt nicht aus wie ein Gesicht? Wow, die Schrift auf dem Plakat ist aber spannend gesetzt. Dann meine ich im Haus gegenüber ein lustiges Gesicht geformt aus Fenstern und Vorsprüngen zu erkennen. Welcher Vogel singt da? Was duftet hier so süßlich? Cooler Look, die Farbkombination, die die Schaufensterpuppe trägt, könnte auch auf einer Website gut aussehen.
Und so gehe ich eigentlich einkaufen und entwickle dabei ganz nebenbei eine Idee für die nächste Website.
Zusammenfassung
Ich habe mich eingangs selbst überlistet und mit einem dem Trick „Einfach anfangen!“ einen Einstieg in das Thema gefunden. Mir wurde klar, dass die Auseinandersetzung mit Kreativität für mich schon lange ein besonderes Thema ist. Erst jetzt in der Selbstständigkeit bringe ich mein kreatives Potenzial auch im Business zur vollen Entfaltung und das nicht nur, weil es jetzt auch um Designfragen geht. Mein Fokus liegt dabei auf einer offenen, neugierigen Wahrnehmungshaltung (die geübt werden will).